Kleine Sehhilfen
Die 22 großen abstrakten Bilder können dich mitnehmen in eine Lichtwelt, in der neben den deutlichen Formen immer wieder kleine Farbnuancen, Farbübergänge deine Wahrnehmung dazu herausfordern, z. B. Ordnungen zu schaffen, Perspektiven zu entdecken oder den Anordnungen von Vorder- und Hintergründen nachzuspüren . Eine lustvollere Schule der Wahrnehmung ist kaum vorstellbar.
Dabei geht es nicht nur um das Spiel der Farben und Formen miteinander, sondern die Bilder rufen auch Assoziationen an Landschaften, architektonische Formen oder Gegenstände hervor, wobei diese gegenständlichen Anspielungen immer als impressionistische Lichtphänomene präsentiert werden, ohne allerdings den nervösen Pinselduktus der Impressionisten zu übernehmen.
Und wenn dich ein Bild mit seinem blauen Mittelstreifen an einen Traumurlaub erinnert oder der Bildtitel griechische Tempelruinen benennt („Selimunt“), dann sind deine Phantasien und Gedanken nicht Ausdruck subjektiver Willkür, sondern sie folgen den Spuren, die die Bilder selber legen.
„Erben hat über die Jahre eine Bildsprache von großer Klarheit und Transparenz entwickelt: Es geht um einfache geometrische Formen und zurückgenommene Farben in feinen Übergängen.“
Der Kommentator dieser Ausstellung reizt zum Vorbehalt, zum Widerspruch wohl auch.
„Bildsprache“ – mit Verlaub, Sprachliches kann ich in diesen Farbfacetten nicht erkennen. Gerade das Unentschiedene enträt, entschlägt sich gar und wohl auch mit Freuden und hemmungslos der Botschaft.
„Große Klarheit“ und „Transparenz“ ist hier nicht zu entdecken, die Farben gehen ineinander über, dies nicht ein Zeichen von Klarheit, und was soll, gerade wenn wir uns das Werk „o. T., 2019“ betrachten,
schon transparent sein??
Unser Allerweltslexikon sagt zu „Transparenz“: Durchscheinen, Durchsichtigkeit, Lichtdurchlässigkeit, Aufrichtigkeit, Ehrlichkeit, Geradheit, Geradlinigkeit, Offenheit, Glasnost,
Lassen wir mal die Bedeutungsvarianten des politischen und moralischen Bereichs unbeachtet, so ist das Durchscheinende und -sichtige in eben diesen `Gemälden´ nicht zu finden. Denn etwas scheint durch, dies ETWAS ist aber negiert. Und auch ein hypothetisches ETWAS scheint nicht durch. Soll etwa dem `Kampf gegen die Gegenständlichkeit´, wie so häufig von zeitgenössischen Künstler berichtet im Bewusstsein ihrer Niederlage vor der doch sehr gegenständlichen Leinwand, hier fast phantasmatagorisch ein Kranz gewunden werden?
„Erbens Malerei hat in den letzten Jahren eine nochmalige Vereinfachung und Verdichtung erfahren. Sie ist die Frucht einer künstlerischen Entwicklung, die über ein halbes Jahrhundert reicht.“
„Verdichtung“ – Der Logikus wird denken, dass die Verdichtung von Farben mit der Transparenz derselben auf der Leinwand nicht eben einfach zu bewerkstelligen ist, wenn überhaupt, was er bestreiten wird.
Nun zu!
Hallo, wer das liest aus der Düsseldorfer Akademie, erinnert ihr euch noch der Meisterklasse mit Sieverding und Immenhoff. Zu Gast war Gerhard Richter, Beuys hielt einen seiner etwas durchgeknallten Vorträge über Kunst, die über die Leinwand hinausgeht, also action., Was war sein Tenor, wenn ich ihn verstanden habe: Nie vom Abstrakten zum Einfachen, nie vom Konkreten zum Einfachen, Kunst beißt WELT und umgekehrt, aber beide werden sich versöhnen.
Man kann das auch anders sehen, ist jedenfalls Keiner mit einem keinem Künstleretikett versehen und sagt das, was der Kommentar sagt, so würde ihm ein Psychiater zumindest Tendenz zur Redrigation attestieren.
Vielleicht demnächst mehr.